Algenfresser für das Aquarium – und wann sie sinnvoll (und nicht sinnvoll) sind.
Wir klären hier, welche Tiere die effektivsten Algenfresser gegen Algen im Aquarium sind, in welchen Becken man sie halten kann und warum man Algen in vielen Fällen besser ohne das Einsetzen von Algenfressern eindämmen sollte.
Inhaltsverzeichnis
Wie entstehen Algen im Aquarium?
Egal welche Algen sich bilden: Ein stärkerer Algenwuchs deutet immer auf ein Ungleichgewicht im Aquarium hin. Ein Zuviel (aber auch Zuwenig!) an bestimmten Nährstoffen ist oft eine Ursache für die Vermehrung von Algen. Hier kann ein guter Testkoffer helfen, mit dem man alle wichtigen Wasserwerte testen kann.
Aber auch zu lange Beleuchtungsdauer im Aquarium oder wenn Sonne auf das Becken scheint kann das Algenwachstum begünstigen.
Tiere gegen Algen im Aquarium?
Ein paar Algenfresser einsetzen, und das Problem ist gelöst: Die Tiere haben ihr Lieblingsfutter, man hat neue Bewohner zum Beobachten und die lästigen Algen verschwinden. Win-Win, oder?
Ganz so einfach ist es aber, wie fast immer in der Aquaristik, leider nicht.
Denn nicht jedes Tier passt in jedes Aquarium, und oft ist die Behebung der Ursache für das Algenwachstum viel hilfreicher, als das Beheben des Symptoms.
Überlegen Sie sich deshalb unbedingt vorher, ob Sie den Tieren wirklich gerecht werden können. Immerhin sind sie nachher für eine lange Zeit für ihr Wohlergehen verantwortlich.
Das sollten Sie vor dem Kauf neuer Aquarienbewohner bedenken, die als Algenfresser fungieren sollen:
- Passen Wasserwerte, Beckengröße und Mitbewohner überhaupt zu den gewünschten Mitbewohnern?
- Wohin mit den Algenfressern, wenn sie sich stark vermehren?
- Ist das passende Futter auch noch gewährleistet, wenn keine Algen mehr vorhanden sind?
Algenfresser für das Aquarium
Wir haben jetzt, so hoffen wir, ausreichend geklärt, dass ein Tier nie als Problemlöser eingesetzt werden sollte. Einige Algenfresser können aber durchaus sehr sinnvoll im Aquarium sein, das sie oft nicht nur Algen, sondern auch Detritus (abgestorbenes organisches Material) fressen, Mulm verhindern und dadurch als Putztruppe dienen und einen Nährstoffüberschuss, der wiederum zu Algenwachstum führen kann, verhindern.
Dazu gehören in erster Linie Schnecken und bestimmte Garnelen.
Schnecken als Algenfresser für das Aquarium
Um Mulm und Detritus zu reduzieren, sind Posthornschnecken und Blasenschnecken ideal. Bevor man sich also über eine „Schneckenplage“ beschwert, die man sich oft mit Pflanzen einschleppt: Eigentlich sollten Sie sich darüber freuen! Denn vermehren sich die Schnecken, gibt es auch zu viele organische Reste im Aquarium. Am besten prüfen Sie dann, ob sie zu viel Fischfutter geben oder der Besatz zu hoch ist.
Diese Schnecken sind gut gegen Algen:
Turmdeckelschnecken: Die Genoppte Turmdeckelschnecke („Nöppi“, Tarebia granifera) und die Indische / Malayische Turmdeckelschnecke (Nadel-Kronenschnecke, Melanoides tuberculata) fressen zwar keine Algen, lockern aber den Bodengrund auf und entsorgen Futterreste und organische Abfälle, wodurch sie einem Algenwachstum vorbeugen und unsere Meinung nach in jedem Aquarium grundsätzlich immer hilfreich sein.
Rennschnecken: Rennschnecken der Gattungen Vittina und Neritina können sich im Süßwasser nicht vermehren. Dadurch kann man gezielt nur so viel Schnecken einsetzen, wie man möchte. Besonders die Anthrazit-Napfschnecke (Stahlhelmschnecke, Neritina pulligera) ist ein sehr guter Algenfresser und weidet unermüdlich die Oberflächen ab. Allerdings legen die Schnecken Eier, die deutlich sichtbar die Oberflächen „verzieren“.
Geweihschnecken: Geweihschnecken der Gattung Clithon sind ebenso gute Algenfresser wie die Rennschnecken und vermehren sich ebenfalls nicht im Aquarium („eiern“ aber ebenfalls die Oberflächen voll).
Pianoschnecke: Die Pianoschnecke (Taia naticoides) vermehrt sich nur langsam, da die Weibchen nur alle paar Wochen jeweils eine einzelne, lebende Jungschnecke zur Welt bringen. Die Pianoschnecken fressen Algenbeläge, sind aber auch Filtrierer und brauchen unbedingt regelmäßige Gaben von Staubfutter.
Garnelen als Algenfresser für das Aquarium
Garnelen sind sehr gute Algenfresser, allerdings bevorzugen sie kleine, weiche Algen und sind nicht geeignet, um Kieselalgen von der Scheibe oder lange Fadenalgen von Pflanzen zu fressen. In Becken mit gutem Nährstoffgleichgewicht können sie aber dazu beitragen, das Algenwachstum zu regulieren.
Diese Garnelen sind gute Algenfresser:
- Neocaridina-Garnelen: Diese Garnelen gibt es inzwischen in vielen Farbzüchtungen. Sie fressen Garnelenfutter, weiden aber auch gerne Algen und Biofilme ab.
- Amano-Garnele – Caridina multidentata: Große Garnelen, die entsprechend auch nur für etwas größere Becken (ab 60 cm Kantenlänge) in Frage kommen. Sie vermehren sich nicht im Süßwasser und fressen gerne auch Algen.
- Taiwanesische Algengarnele – Caridina sp.: Eine Art, die es nicht so oft im Handel gibt, die aber ebenfalls Algen abgrast und sich im Süßwasser nicht vermehren kann.
- Sulawesi Inlandsgarnele (Algengarnele, Malawa Shrimp) – Caridina pareparensis parvidentata: Kleine Garnelen, die viele Wasserparameter tolerieren, sich gut vermehren und alles fressen, auch Algen. Allerdings sind sie weniger bunt, sondern transparent oder haben eine schwarz-weiße Bänderung.
Welche Fische fressen Algen?
Es gibt kaum Fische, die tatsächlich bevorzugt Algen fressen. Einige Fische fressen viel pflanzliche Kost, darunter auch Algen (oft aber auch die Aquarienpflanzen). Andere Fische tragen den Namen „Algenfresser“ im Namen und werden deshalb oft überschätzt, was ihre Vorliebe für Algen als Nahrung betrifft.
Wir haben einige Fische mit ihren wichtigsten Eigenschaften aufgelistet und geben mit an, ob sie tatsächlich gute Algenfresser sind:
- Ohrgitterharnischwels – Otocinclus sp.: Diese friedlichen kleinen Algenfresser können sogar mit Garnelen zusammengehalten werden und sind eine effektive Putztruppe im Aquarium. Gehalten werden sie am besten in Gruppen in Aquarien ab 60 cm Länge.
- Prachtalgenfresser (Panda-Saugbarbe) – Garra flavatra: Diese hübschen, flinken Barben werden am besten in Gruppen in Aquarien ab 120 cm Größe gehalten. Sie gehören zu den effektiven Algenfressern, nehmen aber auch gerne Grünfutter-Tabs an.
- Kangal-Knabberfisch – Garra rufa: Bekannt sind die Fische aus dem Fish Spa, wo sie bei einer „Fischpediküre“ lose Hautschuppen von menschlichen Füßen knabbern. In Aquarien ab mindestens 120 cm Länge knabbern sie auch gerne Algen von Oberflächen. Das Becken bitte gut abdecken, da sie sehr springfreudig sind.
- Netz-Pinselalgenfresser – Crossocheilus reticulatus: Crossocheilus reticulatus eignen sich für die meisten Heimaquarien nicht. Sie brauchen große Aquarien mit mindestens 150 cm und einer stärkeren Strömung. Kann man das bieten, gehören sie zu den wenigen Fischen, die bevorzugt Pinselalgen vertilgen. Ähnliches Verhalten und ähnliche Haltungsbedingungen (und ebenfalls ein Pinselalgenfresser): Der Siamesische Algenfresser, Crossocheilus siamensis.
Hinweis: Antennenwelse sind keine „Putzerfische“ und putzen nicht die Scheiben
An dieser Stelle möchten wir mit einem oft gehörten Mythos aufräumen: „Putzerfische“ würden angeblich die Scheiben säubern. Damit sind meist Antennenwelse gemeint, die aus diesem Grund oft in viel zu kleinen Becken landen.
Unter 100 cm Kantenlänge empfehlen wir jedoch nicht für die Haltung. Da sie bis zu 15 cm groß werden können, ist ausreichend Platz wichtig für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Größere Aquarien sind immer besser, besonders wenn man plant, mehr als einen Antennenwels oder zusätzliche Fischarten zu halten.
Antennenwelse hängen zwar manchmal an der Scheibe, sie raspeln aber nicht gezielt die Algen von den Scheiben (dafür eignen sich die oben genannten Schnecken viel besser!). Die Fische fressen zwar auch Aufwuchs, raspeln jedoch vor allem an Holz (z.B. Wurzeln, die zugleich auch eine attraktive Deko im Aquarium darstellen). Das brauchen sie zwingend für eine gesunde Verdauung.
Tipps gegen Algen im Aquarium
Um Algen im Aquarium effektiv zu bekämpfen, gibt es verschiedene Ansätze, die je nach Art der Algen und den Bedingungen in Ihrem Aquarium geeignet sein können. Hier sind einige allgemeine Tipps, wie Sie Algenprobleme angehen können:
- Licht reduzieren: Algen benötigen Licht zum Wachsen. Die Reduzierung der Beleuchtungsdauer auf 8-10 Stunden pro Tag kann helfen, das Algenwachstum zu begrenzen.
- Nährstoffe kontrollieren: Algen gedeihen bei hohen Nährstoffkonzentrationen, insbesondere bei hohen Werten von Nitrat und Phosphat. Regelmäßige Wasserwechsel und die Überwachung der Fütterungsmenge können helfen, die Nährstoffe im Wasser zu reduzieren.
- Pflanzenwachstum fördern: Lebende Pflanzen konkurrieren mit Algen um Nährstoffe und Licht. Ein gesundes, gut bepflanztes Aquarium kann das Algenwachstum einschränken.
- CO2-Zufuhr: Wenn Sie ein bepflanztes Aquarium haben, kann eine angemessene CO2-Zufuhr das Pflanzenwachstum fördern und damit indirekt Algen unterdrücken.
- Mechanische Entfernung: Einige Algenarten lassen sich manuell entfernen, indem Sie sie vorsichtig abkratzen oder absaugen.
- Chemische Algenmittel: Es gibt spezielle Algenbekämpfungsmittel, die in Aquarien eingesetzt werden können. Diese sollten jedoch vorsichtig und als letzte Maßnahme verwendet werden, da sie das biologische Gleichgewicht im Aquarium stören können!
Es ist wichtig, die Ursachen des Algenwachstums zu identifizieren und anzugehen, anstatt nur die Symptome zu behandeln. Eine Kombination aus verschiedenen Methoden ist oft der effektivste Weg, um Algen langfristig unter Kontrolle zu halten.